Blühende Aussichten

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Blühende Inforeihe


Hier finden Sie die neuesten Beiträge zu unserer Inforeihe "Von der Ahatzibirne bis zur Zauneidechse - alles rund um die Streuobstwiese“. Viel Spaß beim Lesen!

 

Streuobstwiese

#24 - Nützlingsförderung


Mit der Kraft der Natur

Vorbeugender Pflanzenschutz handelt nach der Devise „Vorbeugen ist besser als Heilen“. Wer gesunde, robuste Pflanzen hat, braucht sich vor Krankheiten und unliebsamen „Mitessern“ weniger zu fürchten. Insofern sind ein passender Standort und die Wahl einer robusten Sorte die wichtigsten Voraussetzungen für ein gesundes und langes Baumleben.

Dennoch kann man mit ein paar kleinen Kniffen der Natur noch ein bisschen auf die Sprünge helfen – oder eigentlich richtiger gesagt: Der Natur Lebensraum zurückgeben, den wir vorher aus falsch verstandener Ordnungsliebe weggeräumt haben. Hier ein paar Tipps:

„Schlagweises Mähen“: Viele nützliche Insekten und kleine Wirbeltiere, aber auch Vögel, benötigen als Nahrungs- und Brutplatz ungemähte Wiesen. Beim schlagweisen Mähen werden einzelne Teilflächen im Abstand von 10 Tagen hintereinander gemäht. So wird die Wiese vielfältiger und die abgestuften Altersklassen der Wiese können von unterschiedlichen Lebewesen genützt werden.

Totholzhäufen anlegen: Häufen aus alten Ästen und Zweigen aus dem Baumschnitt bieten ideale Kinderstuben und Überwinterungsplätze. Hier fühlen sich Eidechsen, kleinere Säugetiere, Falter, Singvögel und zahlreiche Insekten wohl. Viele davon fressen unliebsame Gäste von den Obstbäumen. Wer den Totholzhaufen als dekoratives Element im Garten nutzen möchte, der kann sich aber auch eine Benjes-Hecke anlegen. Informationen dazu gibt es auf zahlreichen Naturschutzseiten.

Den Nützlingen eine Chance geben:

Weitere Maßnahmen zur Nützlingsförderung sind Trockensteinmauern, Vogelhäuschen oder auch Ohrwurmtöpfe und Insektenhotels. Man sollte allerdings niemals vergessen, dass in einer Streuobstwiese bis zu 3.000 verschiedene Tierarten leben können. Nur ein Bruchteil davon hat es auf unser Obst abgesehen. Ist der Obstgarten im natürlichen Gleichgewicht, dann ist ein Eingreifen des Menschen zum Schutz der Früchte kaum notwendig.

(Beitrag vom 26.8.2020, Bilder © Katharina Varadi-Dianat)

Nützlingsbaum

#23 - Der Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) – der, der das Weibchen arbeiten lässt


Mitte April bis Anfang Mai treffen die Gartenrotschwänze von ihrem Überwinterungsgebiet südlich der Sahara kommend in den Brutgebieten ein. Die früher ankommenden Männchen beginnen bald nach dem Eintreffen mit der Revierabgrenzung, um die Weibchen in eine geeignete Bruthöhle zu locken.

Männchen unterscheiden sich deutlich von den Weibchen. Während die Männchen ein schwarzes Gesichtsfeld und eine schwarze Kehle besitzen sowie einen weißen Überaugenstreif und eine weiße Stirn, fehlt dies bei den Weibchen. Die Oberseite des Männchens ist grau, jene des Weibchens bräunlich. Lediglich der Schwanz ist bei beiden Geschlechtern rostrot und namensgebend. Im zunehmenden Lebensalter gleichen sich Männchen und Weibchen farblich an.

Hauptverantwortlich für den Nestbau ist das Weibchen. Die durchschnittlich sechs bis sieben türkisfarbenen Eier werden bis zu 14 Tage bebrütet. Nach weiteren 14 Tagen sind die Jungvögel flügge und verlassen die Bruthöhle. Als Nahrung dienen ihnen Insekten, Spinnen und Weberknechte.

Ab Mitte Juli bis Ende September verlässt der Gartenrotschwanz sein Brutgebiet wieder und fliegt ins Winterquartier.

Fun Fact:

Im zunehmenden Lebensalter gleichen sich Männchen und Weibchen des Gartenrotschwanzes farblich an und werden kontrastreicher. Eine Saison lang bleiben Männchen und Weibchen für die Brut und Aufzucht der Jungen ein paar, bis sich ihre Wege wieder trennen.

(Beitrag vom 24.8.2020, Bild: Namensgebend für den Gartenrotschwanz war sein rostroter Schwanz © Gebhard Brenner)

Gartenrotschwanz

#22 - Die Große Schiefkopfschrecke (Ruspolia nitidula)


Lauter geht´s nicht

Unter den Heuschreckenarten zählt die große Schiefkopfschrecke, was ihren Gesang betrifft, zu den lautesten Arten in Österreich. Oft ist ihr unverwechselbarer Gesang über 50 m weit hörbar. Sie lebt in Feuchtwiesen, artenreichen Fettwiesen, Waldsäumen und Streuobstwiesen.

Mit einer Körperlänge von knapp 3 cm ist diese Art relativ groß und langgestreckt gebaut. Im Normalfall ist sie leuchtend grün, seltener auch bräunlich bis rötlich gefärbt. Der Kopf ist auffallend spitz zulaufend. Daher rührt auch der Name „Schiefkopfschrecke“. Beide Geschlechter tragen sehr lange Flügel und sind auch sehr geschickte Flieger. Nicht selten finden sich einzelne Tiere, angelockt von Licht, in menschlichen Wohnungen wieder. Das Weibchen trägt am Körperende einen langen schwertartigen Legeapparat, um ihre Eier tief in Blattscheiden ablegen zu können, stechen kann sie damit aber nicht. Die Große Schiefkopfschrecke kommt im Lavanttal an warmen Streuobstwiesen regelmäßig vor. Mit zunehmender Erwärmung des Klimas wird sich auch diese Art weiter ausbreiten und kann aufgrund ihrer Größe eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele selten gewordene, insektenfressende Vogelarten darstellen.

Fun Fact:

Der laute, „quietschende“ Gesang der Männchen befindet sich nahe an der Grenze zum Ultraschall. Aufgrund dieser extrem hohen Frequenz kann der Gesang der Schiefkopfschrecke insbesondere von älteren Personen oft nicht wahrgenommen werden.

(Beitrag vom 21.8.2020, Bild © Anton Koschuh)

Große Schiefkopfschrecke

#21 - Der Berner Rosenapfel


Ein Schweizer für alle Fälle

Der dunkelrote Apfel fällt vor allem durch seinen bläulich-weißen, abwischbaren Belag auf. Diese „Beduftung“ verhindert ein schnelles „Welkwerden“ der Frucht und macht ihn, trotz der relativ frühen Reife, gut haltbar. Auffällig sind auch die grauen Punkte der Schale.

Die runden, leuchtend dunkelroten Früchte sind Ende September reif und halten sich, wenn sie sorgfältig geerntet werden, bis Februar. Wie schon der Name andeutet, hat die Sorte ein leichtes Rosenaroma, ist saftig und süßweinig, weshalb sie neben dem Frischgenuss auch hervorragend für Saft und Obstwein geeignet ist. Der Baum liebt gute Böden. Staulagen, schwere Lehmböden und zu trockene Standorte sollten möglichst vermieden werden, weil er dort krankheitsanfälliger ist. Vor allem Schorf und Blutlausbefall machen der Sorte an ungeeigneten Standorten zu schaffen. Mit Höhenlagen kommt er hingegen sehr gut zurecht. Auf passenden Standorten setzt der Ertrag früh ein, ist regelmäßig und hoch. Die Sorte verlangt regelmäßige Schnittmaßnahmen, um die Krone gesund und wüchsig zu halten, da sonst die Fruchtqualität und auch die Fruchtgröße leidet. Der Berner Rosenapfel ist sowohl für den Selbstversorgerhausgarten, als auch für die bäuerliche Streuobstwiese eine eine verlässliche und vielseitig verwendbare Sorte.

Fun Fact:

Manchmal keimt auch einfach ein Apfelkern und wächst zu einem Bäumchen heran, das dann besonders gute Früchte trägt. So ein „Zufallssämling“ ist auch die Sorte „Berner Rosenapfel“. Er wurde um 1870 im Kanton Bern in der Schweiz gefunden und von einer lokalen Baumschule vermehrt. Der Baumschulbesitzer stellte die Früchte bei mehreren Sortenausstellungen aus und nach 130 Jahren hat sich die Sorte in den Streuobstwiesen ganz Mitteleuropas bewährt.

(Beitrag vom 19.8.2020, Bild © OWZ)

Berner Rosenapfel

#20 - Naturvielfalt im Streuobstgarten fördern


Streuobstwiesen sind Zentren der Artenvielfalt

In einer einzigen Streuobstwiese können bis zu 3.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten leben. Das macht sie, wie auch im Lavanttal, meist umgeben von oft gemähtem Wirtschaftsgrünland und von Äckern, zu einem wertvollen und daher für die heimische Naturvielfalt wichtigen Lebensraum.

Bunte Blumen, Gräser und duftende Kräuter, in der Wiese unter den Obstbäumen herrscht meist Artenvielfalt pur. Dabei ist jede Wiese unterschiedlich und beheimatet abhängig von ihrer Lage, Bodenbeschaffenheit, Feuchtigkeit, dem Umland und insbesondere von der Bewirtschaftung unterschiedliche Pflanzenarten. Ein Paradies der Artenvielfalt – das aber nur dann existieren kann, wenn die Wiese oder Weide extensiv bewirtschaftet wird. Das heißt, wenn sie höchsten zweimal jährlich gemäht und wenn auf den Einsatz von Pestiziden gänzlich und auf Dünger (außer zur Stärkung der Bäume rund um die Baumscheibe) größtenteils verzichtet wird. Die verschiedenen Stockwerke in einer Streuobstwiese, vom Unterwuchs, über den Stamm mit seinen Baumhöhlen, bis hin zum Kronenbereich, bilden unterschiedliche Kleinlebensräume aus. Tote Bäume und dürre Äste spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt geht natürlich von den Obstbäumen selbst aus. Hier gilt als wichtigste Regel zur Steigerung der Naturvielfalt: Bäume vital und groß erziehen und alt werden lassen. Erst nach rund 50 Jahren, mit Baumhöhlen, Totästen und mit Flechtenbewuchs, wenn der Fruchtgenuss schon nachlässt, steigt die Bedeutung eines Obstbaumes für Insekten, Vögel und Säugetiere. Hier nisten auch die für die Bestäubung so wichtigen Wildbienen.

Fun Fact:

Im Vergleich einer extensiv bewirtschafteten Streuobstwiese mit einer intensiv bewirtschafteten Obstplantage konnte festgestellt werden, dass auf der Streuobstwiese rund 13-mal so viele Vögel und 16-mal so viele Bienen leben.

(Beitrag vom 17.8.2020, Bild © Thomas Frieß)

Naturvielfalt in Streuobstwiesen

#19 - Schachbrettfalter


Die Damen und Könige der Wiesen tragen Schwarzweiß

Tagfalter nehmen als Bestäuber von verschiedenen Wiesenblumen eine wichtige Rolle ein. Da der Saugrüssel von vielen Schmetterlingsarten vergleichsweise sehr lang ist, werden bestimmte Pflanzen nur von Schmetterlingen angeflogen und dadurch bestäubt.

Der Schachbrettfalter ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 50 mm ein mittelgroßer, tagaktiver Schmetterling. Die Flügeloberseite ist schwarz-weiß bzw. braun-weiß gefleckt mit einem typischen an ein Schachbrett erinnerndes Muster. Die Flügelunterseite ist hell beschuppt mit brauner bis grauer Musterung. Die Raupen werden etwa 30 mm lang und sind leuchtend grün bis braun gefärbt. Während sich die Raupen des Schachbrettfalters von verschiedenen Grasarten wie Knäuelgras, Trespe, Schwingel und einigen weiteren ernähren, sitzen die erwachsenen Falter meistens an Flockenblumen, Disteln oder Skabiosen und saugen am Nektar der Blüten. Als Lebensraum dienen dieser Art verschiedene, eher magere Grünlandstandorte wie Magerwiesen, Streuobstwiesen oder Waldsäume. Wichtig für das Vorkommen ist eine extensive Beweidung oder eine späte erste Mahd ab Mai. In Österreich ist der Schachbrettfalter aktuell nicht gefährdet, die Bestände nehmen jedoch stetig ab. Gründe hierfür sind insbesondere die zunehmend intensive Grünlandbewirtschaftung.

Fun Fact:

Die Weibchen des Schachbrettfalters lassen ihre Eier über geeignete Lebensräume einzeln zu Boden fallen. Zum Teil geschieht dies sogar während des Fluges. Nach der Überwinterung als Ei schlüpfen die Raupen im Frühjahr und klettern dann an geeignete Futterpflanzen hoch.

(Beitrag vom 14.8.2020)

Schachbrettfalter

#18 - Spitzwegerich (Plantago lanceolata)


Notfallkraut am Wegesrand

Im Lavanttal ist er auf fast jeder Wiese zu finden – der Spitzwegerich, eine uralte heimische Heilpflanze. Als Hustenmittel, Erstversorger bei Wunden und Insektenstichen, Helfer bei Entzündungen des Hals- und Rachenraumes und vielem mehr. Seine Anwendungsgebiete sind vielseitig – ein wahrhaftes Wunderkraut der Natur.

Auf den Lavanttaler Streuobstwiesen kommt der Spitzwegerich häufig vor. Die krautige Pflanze ist durch ihre langen, schmalen, spitz zulaufenden Blätter, die am Boden eine Rosette bilden, so gut wie unverwechselbar. Die kleinen, weiß bis bräunlichen Blüten werden von einer eiförmigen, länglichen Ähre getragen und erscheinen von Mai bis August. Der Spitzwegerich ist ein uraltes Kraut der Notfalls-Apotheke: Bei Schürfwunden, Insektenstichen, Brandwunden und Entzündungen – ein natürliches Antibiotikum mit juckreizstillender, antibakterieller, reizmildernder und entzündungshemmender Wirkung. Seit der Antike gilt der Spitzwegerich als beliebtes Hustenmittel, Wundversorger und lindernder Helfer bei Erkältungen und Ohrenschmerzen. Aber auch kulinarisch hat der Spitzwegerich für Mensch und Tier einiges zu bieten – pilzig schmeckende Blütenähren, nussig aromatisierte Samen und schmackhafte Blätter. Diese galten nach den beiden Weltkriegen als wichtiger Salatersatz. Außerdem ist der Spitzwegerich eine wichtige Nahrungspflanze für viele Tiere, insbesondere als Raupenfutterpflanze für Schmetterlinge.

Fun Fact:

Schmerzwundermittel der Natur: Ein paar Spitzwegerichblätter pflücken, die fast in jeder Wiese wachsen, und den Saft der Blätter auf die Stichstelle drücken – der ärgste Schmerz ist wie im Nu weggeblasen. Bienen- oder Wespenstiche verlieren ihren Schrecken!

(Beitrag vom 12.8.2020)

Spitzwegerich

#17 - Der Wiedehopf (Upupa epops) – der mit dem „Irokesenschnitt“


Der Wiedehopf zählt zu den auffallendsten und attraktivsten Brutvögeln des Lavanttales. Aus seinem Überwinterungsgebiet in Afrika erscheint er meist im April auf kurzen Rasenflächen, vor allem aber in alten Streuobstbeständen.

Mit seinem rostbraunen Körper, den schwarz-weiß gebänderten Flügeln und seiner Federhaube, ist der Wiedehopf optisch ein Kontrast zu seinem Umfeld. Mit seinem langen gebogenen Schnabel bohrt er im Erdboden nach Insekten und deren Larven. Vorwiegend sind es Maulwurfsgrillen, die er verzehrt. Die durchschnittlich sechs abgelegten weißlich gefärbten Eier werden bis zu 19 Tage bebrütet bis die Jungen schlüpfen. Für die Nestlinge des Wiedehopfs markant ist das Spritzen von Kot in Richtung des Einflugloches, zur Abwehr von nahenden Feinden. Dazu kann auch ein stark riechendes Sekret aus der Bürzeldrüse abgesondert werden. Der Wiedehopf ist aber grundsätzlich ein sehr reinlicher Vogel. Von den Elterntieren wird nämlich der Kot der Jungvögel aus dem Nest befördert. Bis zu 25 Tage kann es noch dauern, bis die Jungvögel die Bruthöhle verlassen und flügge sind.

Ab Juli sieht man die Elternvögel mit ihren Jungen auf Wiesenflächen nach Nahrung suchen, bis es wieder nach Afrika ins Überwinterungsgebiet geht.

Fun Fact:

Bei Erregung und drohender Gefahr, stellt der Wiedehopf seine ansonsten anliegende Federhaube auf, um sich größer zu machen. Als „Stinkevogel“ bezeichnet, weil er herannahenden Feinden seinen Kot entgegenspritzen kann, wird ihm der Ausdruck aber nicht gerecht, da er seine Bruthöhle sehr sauber hält.

(Beitrag vom 10.8.2020, Bild: Der Wiedehopf, ein „Exot“ unter den Streuobstwiesenbewohnern © Aaron Seidl)

Wiedehopf

#16 - Die Riesen-Holzschlupfwespe (Rhyssa persuasoria)


Gefräßige Larven im Holz

Die Familie der Schlupfwespen gilt als die artenreichste Tierfamilie überhaupt. Allein in Mitteleuropa sind über 4.000 Schlupfwespenarten bekannt. Alle Arten sind Parasiten an Insektenlarven von Schmetterlingen, Käfer, Pflanzenwespen oder anderen.

Die Riesen-Holzschlupfwespe ist mit einer Körperlänge zwischen 18 und 35 mm recht groß und dennoch sehr schlank gebaut. Der Körper dieser Art ist schwarz mit mehreren weißen Flecken, die Beine sind orange bis rötlich gefärbt. Das Weibchen trägt am Hinterleib einen sehr langen und grazilen Legebohrer. Mithilfe dessen ist sie in der Lage ihre Eier tief in das Holz abgestorbener Bäume zu legen. Als potenzieller Eiablageplatz kommt nur Holz in Frage, in dem bereits die Larven von Holzwespen leben. Die Puppen der Holzwespenlarven dienen schließlich der Riesen-Holzschlupfwespe als Nahrungsgrundlage. Es handelt sich bei dieser Art somit um einen Parasitoiden, eine Art Parasit, bei dem der Wirt schließlich stirbt. Die erwachsenen Tiere ernähren sich hingegen von kohlenhydratreicher Kost wie z. B. Honigtau. Als Lebensraum dienen dieser Schlupfwespe Wälder, Waldlichtungen, Waldränder und Streuobstbestände in denen auch der Wirt, andere Holzwespen, vorkommt.

Fun Fact:

Durch ihre enge Bindung an bestimmte Insektenlarven als Wirt, werden manche Schlupfwespenarten als natürliche Schädlingsbekämpfer eingesetzt. So wird zum Beispiel die Gattung Trichogramma kommerziell gezüchtet, um sie bei der Bekämpfung von Lebensmittelmotten einzusetzen

(Beitrag vom 7.8.2020, Bild © Gernot Kunz)

Riesen Holzschlupfwespe

#15 - Revitalisierung von Altbäumen


Sie haben einen Obstgarten geerbt und stehen nun ratlos vor den alten Bäumen? Wegschneiden? Sind die überhaupt noch zu retten? Ja!

Obstbäume können bis zu 120 Jahre alt werden, manche Arten, wie etwa Mostbirnen, noch viel älter. Voraussetzung dazu ist die richtige Pflege und dazu gehört auch Obstbaumschnitt.

Sind die Bäume zu lange, mehr als 10 Jahre, nicht gepflegt worden, dann ist die Krone meist verwildert. Alte und junge Äste wachsen durcheinander. Der Baum trägt nur kleine Früchte und oft sind diese auch noch schorfig oder faul. Hier hilft als erstes ein wenig Ordnung in die Krone zu bringen. Nach innen in die Krone wachsende Äste werden in einem ersten Schritt entfernt. Danach wird störendes Totholz, Misteln und vom Obstbaumsplintkäfer befallenes Holz herausgeschnitten. Zum Abschluss bemüht man sich, jüngere Äste zu fördern. All das muss nicht in einem Jahr erfolgen. Man kann und sollte sich die Zeit nehmen schrittweise die alten Bäume wieder aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken. Bester Schnittzeitpunkt dazu ist der Spätwinter, weil man da ohne Blätter einen guten Überblick über den Baum hat.

Hilfe von Profis

Wer selbst nicht Baumschere und Säge in die Hand nehmen möchte, der kann auf die Hilfe von Baumwartinnen und Baumwarten zurückgreifen. Diese werden in einem Lehrgang des LFIs ausgebildet und bieten ihre Dienste mittlerweile in ganz Kärnten an. Informationen dazu gibt es im OWZ Kärnten in St. Andrä/Lavanttal.

(Beitrag vom 5.8.2020, Bild © Katharina Varadi-Dianat)

Revitalisierung von Altbäumen

#14 - Die Zauneidechse (Lacerta agilis)


Bunte, gefährdete Sonnenanbeterin

Reptil des Jahres 2020: Die Zauneidechse – auch im Lavanttal eine immer seltener werdende Bewohnerin warmer und trockener Standorte, wie Böschungen, Waldränder und Raine.

Die Zauneidechse wurde zum Reptil des Jahres 2020 gekürt und das nicht umsonst, denn diese Eidechse hat mittlerweile mit starken Lebensraumverlusten zu kämpfen und ist, wie alle Reptilien in Kärnten, geschützt. In den Lavanttaler Streuobstwiesen, Feldrainen, Waldrändern, Böschungen und naturnahen Gärten findet sie Lebensraum vor. Wie es ihr Name bereits verrät ist, sie vor allem entlang von Grenz- und Übergangsbereichen zu finden – an „zaunähnlichen Strukturen“. Als echte Sonnenanbeterin liebt sie warme und trockene Standorte mit ausreichend Versteckmöglichkeiten, an denen sie sich auf Steinen oder Totholz aufwärmen kann. So richtig in Schwung gekommen, ist sie eine flinke Jägerin, vor der sich Heuschrecken und Spinnen in Acht nehmen müssen. Zu ihren Feinden zählen Vögel, Schlangen und Säugetiere, hier vor allem die Hauskatze. Als typisches Erkennungsmerkmal der bis zu 30 cm langen Eidechse gelten die hellen Längsstreifen am Rücken, sowie die sogenannten „Augenflecken“, die innen weiß und meist schwarz umrandet sind. Die Männchen erscheinen insbesondere in der Paarungszeit in leuchtendem Grün. Die Weibchen und Jungtiere dagegen sind braun gefärbt.

Fun Fact:

Droht Gefahr, so hat die Zauneidechse als letzten Ausweg einen besonderen Trick auf Lager: Sie kann zur Ablenkung ihren Schwanz abwerfen. Der Schwanz wächst kürzer wieder nach.

(Beitrag vom 3.8.2020)

Zauneidechsen

#13 - Der Wiesensalbei (Salvia pratensis)


Der kleine Bruder des Gartensalbeis

Aufgrund seiner gesunden und stark duftenden Inhaltstoffe wird der Wiesensalbei seit jeher in der Naturheilkunde und Kräuterküche sehr geschätzt. Der Wiesensalbei ist in unseren Breitengraden weit verbreitet und wächst am häufigsten an mageren und warmen Standorten wie Magerwiesen, Feldrainen und Streuobstwiesen.

Aus botanischer Sicht gehört der Wiesensalbe den Lippenblütlern an. Alle Arten dieser Familie besitzen einen vierkantigen Stängel zweiseitig symmetrische Blüten. Die Wuchshöhe kann dabei bis zu 60 cm betragen, die Blätter sitzen grundständig, also an Basis der Pflanze. Die Färbung der Blüten des Wiesensalbeis reicht von einem kräftigen blau bis lila oder rosa. Als Bestäuber kommen normalerweise nur Hummelarten in Frage, da der Aufbau der Blüte einen kräftigen Insektenkörper verlangt. Dabei wird ein Hebelmechanismus in Gang gesetzt, der die Staubbeutel der Blüte gegen den Rücken der Hummel drückt und so den Pollen überträgt. Aber nicht nur die Hummeln profitieren vom Wiesensalbei. Aufgrund seiner Inhaltstoffe, wie den ätherischen Ölen, ist er auch in der Kräuterküche eine geschätzte Wildpflanze. Die Inhaltsstoffe des Wiesensalbeis wirken dabei auch antibakteriell und adstringierend (Blutgefäße zusammenziehend). In der Naturheilkunde findet daher der Wiesensalbei Anwendung bei leichten Erkrankungen der Atemwege, des Magen-Darmtraktes oder der Haut.

Fun Fact:

Aufgrund der heilenden Eigenschaften trägt der Wiesensalbei auch den wissenschaftlichen Namen Salvia, was aus dem lateinischen „salvare“ stammt und so viel wie Heilen bedeutet. In der Küche werden vor allem die jungen Triebe zum Würzen von Ölen oder verschiedenen Speisen genutzt.

(Beitrag vom 31.7.2020)

Wiesensalbei

#12 - Lavanttaler Bananenapfel


Der Einwanderer, der zum Markenzeichen wurde

Der dunkelrot gefärbte, süß schmeckende Apfel ist wohl jedem im Lavanttal ein Begriff. Obwohl er erst Ende des 19. Jahrhunderts aus Amerika nach Kärnten eingeführt wurde, hat er sich in seiner neuen Heimat wegen seines aromatischen gelben Fruchtfleisches schnell einen Stammplatz in jedem Obstgarten erkämpft und ist seither dort nicht mehr wegzudenken.

Der mittelgroße, meist runde Apfel wird im September reif und ist vom Baum weg essbar. Im Naturkeller kann man ihn, wenn er etwas vor der Vollreife gepflückt wird, bis vor Weihnachten aufheben. Die Früchte sind düsterdunkelrot gefärbt und haben eine dunkelgelbe Grundfarbe. Auffallend ist der kleine geschlossene Kelch, der ihn leicht erkennbar macht. Die Sorte ist gesund und widerstandsfähig, und kann bis auf 1.000 m Seehöhe angebaut werden. Früchte von Bäumen, die in höheren Lagen und auf starkwachsenden Unterlagen stammen, halten länger und sind aromatischer, auch wenn sie nicht so groß sind. Kenner schätzen ihn als ausgezeichneten Tafel- und Verarbeitungsapfel.

Auch auf Sämlingsunterlage bleibt der Baum relativ nieder und erreicht kaum Baumhöhen über 6 m. Die Sorte beginnt früh zu tragen, trägt aber nie übermäßig und alterniert daher kaum. Die Blüte ist spät. Wegen dieser Eigenschaften, muss der Lavanttaler Bananapfelbaum regelmäßig geschnitten werden, um die Krone fruchtbar zu halten.

Fun Fact

Der Name Lavanttaler Bananenapfel verdankt seine Umbenennung der Tatsache, dass er mit dem englischen Namen „Motherapple“ Anfang des 20. Jahrhunderts am Wiener Naschmarkt nur schwer verkauft werden konnte. Das gelbe, eher weiche Fruchtfleisch und der süße Geschmack führten schließlich dazu, dass er in „Bananenapfel“ umgetauft wurde. Der Hinweis auf das Lavanttal im Namen sollte den Verkauf in Wien ebenfalls fördern.

(Beitrag vom 29.7.2020, Bilder © OWZ)

Lavanttaler Bananenapfel

#11 - Pflege von Ertragsbäumen


Obstbäume sind Kulturpflanzen und benötigen daher in regelmäßigen Abständen Pflegemaßnahmen. Neben der Auswahl der richtigen Sorte und der Nützlingsförderung zählt dazu vor allem der Obstbaumschnitt.

Der Schnitt eines Obstbaumes dient nicht dazu, zu verhindern, dass ein Baum „zu groß“ wird. Das Wachstum eines Obstbaumes ist genetisch festgelegt und kann durch den Schnitt nur bedingt beeinflusst werden. Der Obstbaumschnitt dient also in erster Linie dazu, die Fruchtbarkeit und Gesundheit der Gehölze positiv zu beeinflussen. Ausgewachsene Obstbäume brauchen nur alle 3 – 5 Jahre geschnitten werden. Dabei werden im Allgemeinen zu dichte Astpartie ausgelichtet und abgetragenes Fruchtholz entfernt. Damit wird der Baum zur Bildung von neuem Holz angeregt und trägt auf diesen frischen Ästen schönere und gesündere Früchte. Der Schnitt ist auch ein wichtiger Beitrag zur Pflanzengesundheit. Lockere Kronen können leichter vom Wind durchzogen werden und verhindern durch das Abtrocknen der Blätter, dass sich Pilze wie Schorf oder Monilia allzu sehr im Baum ausbreiten. Ein fachlich richtig geschnittener Baum, garantiert die Selbstversorgung mit frischem Obst über Generationen.

Mehr Informationen?

Haben Sie Lust auf mehr Informationen zum Obstbaumschnitt? Dazu sollte man sich ein wenig mit dem Lebensrythmus und der Biologie der Bäume beschäftigen. Ein Schnittkurs, der besucht wird, oder eines der vielen Fachbücher, die angeboten werden, können hier weiterhelfen.

(Beitrag vom 27.7.2020, Bilder © Katharina Varadi-Dianat)

Pflege Obstbäume

#10 - Die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis)


Wilde Bienen ohne Imker

Als Wildbienen werden alle „wild“ vorkommenden Bienenarten aus der Überfamilie der Bienenartigen bezeichnet. Die Honigbiene zählt als kultivierte Zuchtform, trotz ihrer Zugehörigkeit zur Familie der Bienen, nicht dazu. Allein in Österreich leben rund 700 Wildbienenarten.

Sehr bekannte Vertreter der Wildbienen sind unter anderen die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) und die Gartenhummel (Bombus hortorum). Da die Rote Mauerbiene mit einer Körperlänge von rund 10 mm auch recht breit gebaut ist, wird sie fälschlicherweise oft für eine Hummel gehalten. Der Körper dieser Bienenart ist insbesondere am Hinterleib lebhaft orangerot bzw. gelblich gefärbt. Der Kopf ist recht groß und dunkel behaart. Als Lebensraum dienen ihr verschiedenste, gut strukturierte Gebiete wie Waldlichtungen, Waldränder oder Streuobstwiesen. Nach der Überwinterung im Kokon werden ab etwa April sehr unterschiedliche Nistplätze wie brüchiges Mauerwerk, Löcher und Ritzen in Holz oder hohle Pflanzenstängel aufgesucht. Sehr häufig ist sie als erste Wildbiene an Insektenhotels zu beobachten. Als Nahrung für die Larven kommen dann unterschiedliche blütentragende Baumarten in Betracht. Sehr gerne werden Obstbäume, Rosen oder Eichen angeflogen. Als wichtiger Bestäuber von Obstbäumen ist die Rote Mauerbiene eine gefragte und äußert nützliche Besucherin in Streuobstwiesen.

Fun Fact:

Da die Rote Mauerbiene recht anspruchslos ist, was ihren Nistplatz angeht, kann sie häufig an künstlichen Nisthilfen wie „Insektenhotels“ angetroffen werden. Andere Wildbienen sind da jedoch um einiges wählerischer. Sie bevorzugen sandigen, gut besonnten und offenen Boden mit lückiger Vegetation.

(Beitrag vom 24.7.2020, Bild © Gernot Kunz)

Rote Mauerbiene

#09 - Der Grünspecht (Picus viridis) – er schlägt mit der Zunge zu


Der Grünspecht ist ganzjährig bei uns anzutreffen. Im Winter mit viel Glück am Futterhäuschen, während des restlichen Jahres auf Wiesenflächen in den alten Streuobstbeständen.

Der Gesang des Grünspechts ähnelt einem lauten Lachen. Zu hören sind diese teilweise schon ab Jänner. Grünspechte bauen selbst keine Höhlen, sondern beziehen verlassene Bruthöhlen anderer Spechtarten. Die durchschnittlich sechs bis sieben Eier werden bis zu 17 Tage bebrütet. In den weiteren 25 Tagen werden die Küken flügge.

Da er sich häufig am Erdboden aufhält, wird er auch als Erdspecht bezeichnet. Selten sucht er an Bäumen nach Nahrung. Bei der Nahrungsaufnahme ist er auf Ameisen spezialisiert und fängt diese mit seiner zehn Zentimeter langen Zunge, die ein mit Widerhaken ausgestattetes Endstück hat. Zuvor bohrt er mit seinem Schnabel mehrere Zentimeter tiefe Löcher in die Erde. Bei geschlossener Schneedecke im Winter, kann der Grünspecht sogar Gänge durch den Schnee zu den größeren Waldameisennestern graben. In den Sommermonaten werden kleine Ameisenarten gefressen.

Fun Fact

Mit seiner schwarzen Gesichtsmaske gleicht er Zorro. Die Zunge des Grünspechts ist zehn Zentimeter lang, mit der Ameisen aus dem Erdboden geholt werden. Er ist dadurch ein wahrer „Ameisenvertilger“.

(Beitrag vom 22.7.2020, Bild: Der Grünspecht sticht mit seiner schwarzen Gesichtsmaske hervor © Hermann Pirker)

Grünspecht

#08 - Großer Brünnerling


Der Klassiker für Saft und Apfelmost

Der „Brunner“, wie er im Lavanttal genannt wird, ist DER Verarbeitungsapfel, wenn es um Most und Saft geht. Die großen, breitkronigen Bäume prägen die Streuobstlandschaften, wie kaum eine andere Sorte.

Der Brünnerling ist eine sehr alte Sorte. Die Früchte sind zur Vollreife hellgrün bis gelblich mit einer deutlichen, roten Backe, stark besonnte Früchte können auch ganz rot werden. Der Apfel selbst ist relativ groß, flachrund und erscheint manchmal etwas eckig. Das Fruchtfleisch ist weiß, saftig, etwas säuerlich und eher wenig süß. Eigenschaften, die ihn zum perfekten Mostapfel machen. Er wird daher nach der Ernte im Oktober gleich gepresst. Wer aber Geduld hat, die Früchte händisch pflückt und ihn dann lagert, hat auch einen guten Essapfel bis in den Frühling hinein. Die Sorte ist unempfindlich gegen Krankheiten und Schädlinge, beginnt früh zu tragen und trägt danach alle zwei Jahre reich. Nach dem Kronenaufbau als Jungbaum ist kaum mehr ein Schnitt notwendig. Lediglich an sehr windstillen und feuchten Standorten kann es zu Schorfbefall kommen. In solchen Fällen empfiehlt es sich, die Bäume locker auszuschneiden, damit die Blätter durch den Luftzug im Baum abtrocknen können. Weil die Sorte relativ früh blüht, ist sie etwas frostempfindlich.

Fun Fact

Alle Apfelsorten müssen zur Vermehrung veredelt werden. Dazu nimmt man einen einjährigen Trieb der gewünschten Sorte und „pfropft“ sie auf einen schon bestehenden Apfelbaum. Dieser Baum wird „Unterlage“ genannt. Die Eigenschaften der Unterlage übertragen sich dann auf den gesamten Baum und bestimmen damit zum Beispiel die Größe des ausgewachsenen Baumes.

(Beitrag vom 20.7.2020, Bild © OWZ)

Brünnerling Blüte und Frucht

#07 - Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium)


Das Heilkraut der Soldaten

Weiß- oder zartrosablühend, mit feinen blau gefiederten Blättern ist die Schafgarbe eine weit verbreitete Pflanze im Lavanttal und eine Bewohnerin fast jeder Streuobstwiese – ihre Besonderheit liegt jedoch in ihren vielseitigen Anwendungsgebieten als Heilpflanze, vom Frauenkraut, Blutstillkraut bis hin zum Bauchwehkraut.

Die weit verbreitete Scharfgarbe erscheint auf den ersten Blick mit ihren feinen, blaugrün gefiederten Blättern eher unscheinbar, ist sie doch auf fast jeder Wiese im Lavanttal zu finden – von den Äckern, Streuobstwiesen und Weiden bis hin zu den Weg- und Straßenrändern. Der kräftige, harte Stängel der Pflanze trägt einen Blütenkorb mit kleinen weißen, manchmal auch zartrosa Blüten. Mitunter kann die Scharfgarbe sogar bis zu einem Meter hoch werden. Doch das ist längst nicht das Besondere an dieser „Allerwelts-Pflanze“: Die Scharfgarbe gilt seit Jahrhunderten als Heilkraut. Bereits die Römer und Griechen verwendeten die ätherischen Öle der Schafgarbe, die antibakteriell, zusammenziehend und somit wundheilend wirken. Im ersten Weltkrieg diente das sogenannte „Jod der Wiese“, das überall zu finden war, als schneller Wundverband für Soldaten. Zudem kann sie bei Frauenleiden, Magen-Darm-Galle-Störungen, Appetitmangel, Krämpfen und Entzündungen eingesetzt werden. Verwendet werden die Blätter, Blüten und Triebe. In der Botanik gilt die Schafgarbe als Pionierpflanze und Anzeiger für stickstoffhaltige Böden.

Fun Fact:

Das Schafgabenorakel: Um 1.000 v. Chr. prophezeite man in China mit Hilfe von 50 getrockneten Schafgarbenstängel, die auf bestimmte Weise sortiert und in Form eines Tri- und Hexagrammes ausgelegt wurden, die Zukunft für Ratsuchende.

(Beitrag vom 17.7.2020)

Schafgarbe

#06 - Der Wendehals (Jynx torquilla) – ein Künstler der Tarnung


Zwischen März und April trifft der Wendehals in seinem Brutgebiet ein. Er zählt zur kleinsten Spechtart, die im Lavanttal brütet. Baumaushöhlungen sind seine Brutplätze, die er in alten hochstämmigen Obstbäumen findet.

Nicht nur der Wiedehopf, sondern auch der Wendehals kann sein Kopfgefieder bei Erregung sträuben und bildet dadurch eine auffallende Federhaube aus. Vom Kopf bis über den Rücken entlang verläuft ein dunkelbraunes Band, der restliche Körper ist rindenfarben bis graubraun. Männchen und Weibchen sehen sich äußerlich stark ähnlich und sind auf den ersten Blick nur schwer voneinander zu unterscheiden.

Nistmaterial trägt er keines in seine Bruthöhle ein. Die durchschnittlich sechs bis zehn Eier werden von Männchen und Weibchen abwechselnd bebrütet. Bis zu 20 Tage dauert es, bis die jungen Wendehälse ausgeflogen sind. Ameisen sind seine bevorzugte Nahrung.

Sein Artname torquilla, das sich von winden oder drehen ableitet, rührt von seinem Verhalten, da der Wendehals auffällige Kopfdrehungen vollführen kann.

Fun Fact:

Das Gefieder des Wendehalses gleicht der Rinde von Bäumen, daher ist er sehr gut getarnt. Überwiegend ist es daher sein Ruf, der auf sein Vorkommen hinweist. Er ist der einzige Langstreckenzieher unter den europäischen Spechten, da er im südlichen Afrika überwintert. Er ist daher ein „Weitreisender“.

(Beitrag vom 15.7.2020, Bild: Der Wendehals, ein „Tarnkünstler“ © Roland Rauter)

Wendehals

#05 - Die Streifenwanze (Graphosoma lineatum)


Bunte Gesellin in weißen Dolden

Diese harmlose Wanze ist leicht zu erkennen: Schwarze Streifen auf rotem Untergrund, oder auch umgekehrt. Käferähnlich, auffallend groß und elegant sitzen die Tiere meist gesellig zusammen in weißen Doldenblütlern und saugen an deren Blüten und Samen.

Oft sitzen mehrere Tiere auf wenigen Pflanzen in unmittelbarer Nachbarschaft zusammen. Die große und breit gebaute Art kann wegen ihrer starken Panzerung eventuell mit Käfern verwechselt werden, ist aber am typischen Streifenmuster unverkennbar. Die auffallend schöne Musterung soll als Schutz vor Fressfeinden Ungenießbarkeit signalisieren. Sie liebt Wiesen und Streuobstwiesen in trockenen und warmen Lagen, oft auch entlang von Zäunen und Wegrändern. Wichtig ist das Vorkommen von Doldenblütlern wie z. B. Pastinak, Haarstrang, Engelwurz, Wilde Möhre und Wiesenkerbel sowie eine späte Mahd, damit die Pflanzensamen überhaupt ausreifen können. Wie findet man den Schönling? Durch langsames Abschreiten ungemähter Wiesenränder oder ungemähter sonniger Streuobstwiesen mit blühenden Doldenblütlern. Will man Streifenwanzen berühren, lassen sie sich gerne fallen und verströmen bei Beunruhigung ihren „Geruch“. Dieser ist aber nicht unangenehm, sondern erinnert an jenen alter Äpfel – stinken oder duften, entscheiden Sie selbst.

Fun Fact:

Die hübsch gefärbte Streifenwanze hat es zu einigen „Spitznamen“ gebracht. Alle sind gut mit dem Muster und der Färbung erklärbar: Ruderleibchenwanze, Pyjamawanze, Sträflingswanze.

(Beitrag vom 13.7.2020, Bild © Gernot Kunz)

Streifenwanze

#04 - Pflanzung von Jungbäumen


Die nächste Generation wächst heran

Obstbäume sind langlebige Pflanzen. Sie können bis zu 100 Jahre alt werden und mehrere Menschengenerationen mit Obst, Schatten und einer herrlichen Blüte im Frühjahr erfreuen. Aber alles beginnt mit der richtigen Pflanzung des jungen Baumes.

Für eine fachgemäße Pflanzung werden 2 Baumpfähle (mind. 3 cm Durchmesser und 150 cm hoch), ein Wühlmausgitter (Sechskantgeflecht, unverzinkt), ein Stammschutz (z. B. Monoblock-Baumschutzsäule, Baumschutzmatte) und Bindematerial (Bast, Spagat, mehrfach verwendbare Kabelbinder) benötigt.

Nach der Auswahl des geeigneten Standortes und des geeigneten Baumes wird ein Loch gegraben, das ungefähr doppelt so groß und tief ist, wie der vorhandene Wurzelballen. Dabei besser eine Grabegabel und keinen Spaten verwenden, damit auch die Wände und der Boden des Pflanzloches nicht ganz glatt sind. Als nächstes werden die Baumpfähle eingeschlagen. Einer der Baumpfähle sollte dabei in der Hauptwindrichtung stehen. Danach wird der Wühlmausschutz im Pflanzloch ausgelegt und mit guter Erde bedeckt. Der Baum wird auf die gute Erde gestellt und mit Erde bedeckt. Anschließend wird der Wühlmauskorb oben geschlossen, der Baum mit mindestens 20 Liter Wasser eingegossen und an den beiden Baumpfählen befestigt. Zum Abschluss wird der Baumschutz montiert.

Wichtig!

Junge Bäume dürfen auf keinen Fall tiefer als in der Baumschule gesetzt werden. Die Veredelungsstelle muss immer über der Erde bleiben, sonst stirbt der Baum ab.

(Beitrag vom 10.7.2020, Bild © Katharina Varadi-Dianat)

Pflanzung von Jungbäumen

#03 - Die Ahatzibirne


Die wiedergefundene Schönheit

Alten Bäuerinnen und Bauern des Lavanttals ist diese Sorte zumindest dem Namen nach noch ein Begriff. Sie galt über Jahrzehnte hinweg als verschollen, doch dann wurde sie um das Jahr 2000 wieder aufgefunden.

Die Ahatzibirne ist eine kleine bis mittelgroße Wirtschaftsbirne. Sie ist stumpfkegelförmig, in der Vollreife gelbgrün mit einer deutlichen, freundlich roten „Backe“ und einem zimtfarbenen, recht kurzem Stiel. Von den anderen Sorten, die ähnlich aussehen, – wie zum Beispiel der Tollbirne – unterscheidet sie sich durch ihre frühe Reife (Mitte August), den herbsüßen, aromatischen Geschmack und das gelbe feinkörnige Fruchtfleisch. Die Bäume werden nie sehr groß, sehen von der Entfernung eher wie Apfelbäume aus und kommen recht früh in Ertrag. Sie müssen, ähnlich wie der Lavanttaler Bananenapfel, regelmäßig geschnitten werden, um fruchtbar zu bleiben. Die Blüte ist früh und etwas frostempfindlich. An Boden und Klima stellt die Sorte wenig Ansprüche. Für gute Böden ist sie jedoch dankbar und liefert dann bessere Erträge. Wegen ihrer recht kleinen Früchte und weil ihre Hauptverwendung in der Küche (Dörren, Einmachen) durch die Veränderung der Lebensgewohnheiten wegfiel, ist die Sorte leider in Vergessenheit geraten.

Fun Fact:

Der Name „Ahatzi“ leitet sich weder vom Eichkätzchen noch von einem herzhaften Nieser ab. Er bezieht sich auf den Kärntner Naturforscher, Lehrer und Obstbaupionier Mathias A(c)hazel (1779-1845), der nicht nur ein engagierter „Kanzler“ der Kärntner Landwirtschaftsgesellschaft (eine der Vorläufer der Landwirtschaftskammer) war, sondern in Viktring auch einen kleinen Botanischen Garten mit einer Obstsortensammlung gründete.

(Beitrag vom 8.7.2020, Bild © OWZ)

Ahatzbirne

#02 - Der Juchtenkäfer (Osmoderma eremita)


Käfergigant liebt alte Obstbäume

Der Juchtenkäfer gehört mit einer Körpergröße von bis zu 4 cm zu den Riesen unter den heimischen Insekten. Die Bezeichnung Juchtenkäfer nimmt Bezug auf seinen lederartigen Geruch. Er entwickelt sich am liebsten in alten Apfelbäumen.

Der Juchtenkäfer lebt in mulmgefüllten Baumhöhlen (Mulm = Baumerde) fast ausschließlich in alten Apfelbäumen in Streuobstwiesen, wie im Lavanttal. Der Großteil der Tiere verlässt zeitlebens die Baumhöhle nicht. Nur einige der geschlüpften Käfer kommen überhaupt aus den Höhlungen ans Tageslicht. Das ganze Leben des Käfers, drei oder vier Jahre, spielt sich somit im bzw. am Baum ab – daher auch sein zweiter deutscher Name „Eremit“ = Einsiedler. Die Larven ernähren sich von morschem und verpilztem Holz sowie anderen organischen Resten, wobei sie ihren Brutbaum nicht schädigen. Nach dem Durchlaufen von drei Larvenstadien erfolgt nach drei bis vier Jahren die Verpuppung in einem Kokon, in dem sich die Verwandlung zum erwachsenen Käfer vollzieht. Die Art gilt in Kärnten als vom Aussterben bedroht – nicht nur deshalb ist das Nachpflanzen von alten Hochstamm-Obstbäumen so wichtig.

Fun Fact:

Die heimische Naturvielfalt wartet immer wieder mit Überraschungen auf. Erst durch DNA-Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass es in Österreich zwei oder sogar drei Juchtenkäfer-Arten gibt, die bisher für eine Art gehalten wurden. Rein äußerlich sind sie nicht zu unterscheiden.

(Beitrag vom 6.7.2020, Bild © Sandra Aurenhammer, Thomas Frieß)

Juchtenkäfer

#01 - Streuobstwiesen beleben die Landschaft


Die Lavanttaler Streuobstwiesen sind seit jeher Kernelement der Natur- und Kulturlandschaft. Sie vernetzen, bereichern und beleben das Landschaftsbild – sie schaffen einen Ort der Ruhe, der Vielfalt und versorgen uns mit hervorragenden, gesunden Lebensmitteln.

Als Streuobstwiese bezeichnet man eine Wiese oder Weide, auf der hochstämmige Obstbäume verstreut in Gruppen, Reihen oder unregelmäßigen Abständen stehen. Die Obstbäume sind dabei unterschiedlich alt und es handelt sich um eine Mischung verschiedener Obstarten und Obstsorten. Wenn die Streuobstwiese traditionell bewirtschaftet wird, entwickelt sich am Boden eine artenreiche, bunt blühende Wiese – eine ästhetische Bereicherung für das Landschaftsbild. Als natürliche Landschaftselemente gliedern, vernetzen und beleben sie insbesondere landwirtschaftliche Flächen und führen diese zu einem harmonischen Landschaftsbild zusammen. Vor allem in der Blütezeit der Obstbäume oder wenn die saftigen Früchte reif werden sind Streuobstwiesen ein erholungsspendender Ort. Zudem liefern sie gesunde Lebensmittel. Reich an lebenswichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sind Apfel, Birne und Co. nicht nur schmackhaft, sondern halten gesund und fit. Darüber hinaus tragen die Lavanttaler Streuobstwiesen wesentlich zum Erhalt alter und traditioneller Obstsorten bei, die bereits seit Jahrhunderten im Tal kultiviert wurden. Diese Sorten sind gebietstypisch und bestens an das Klima im Lavanttal angepasst.

Fun Fact:

Biotopvielfalt im Kleinen! Halb Wiese, halb Wald, von feucht-schattig bis warm-trocken, reichhaltiges Pflanzenwachstum, alte Bäume mit Baumbewuchs, Totästen und Baumhöhlen – die heimische Naturvielfalt gibt sich hier mit unzähligen Arten ein Stelldichein.

(Beitrag vom 3.7.2020, Bild © Thomas Frieß)

Streuobstwiese